Christoph Leydolt sprach mit Der Standard, einem der führenden Medienhäuser Österreichs, darüber, wie Verpackungsunternehmen sich proaktiv an Lieferkettenvorschriften anpassen, um der Entwicklung einen Schritt voraus zu sein.
In Zukunft könnte das Pendel stärker Richtung EU-Ausland ausschlagen, zumindest was Standorte von Konzernzentralen betrifft. Hört man sich in der Branche nämlich nach den großen Herausforderungen der Gegenwart um, wird neben des steigenden Kostendrucks und der Notwendigkeit, nah am Kunden zu sein, immer wieder die Überregulierung genannt, namentlich das EU-Lieferkettengesetz.
Das bestätigt auch Christoph Leydolt, Partner von Stanton Chase in Wien. Stanton Chase ist ein global tätiges Unternehmen, das sich auf die Suche nach Führungskräften (Executive Search) und Beratung derselben spezialisiert hat. Leydolt hat nach Finanzpositionen in diversen Unternehmen im vergangenen Herbst bei Stanton Chase angedockt. Dort hat er aufgrund einer gewissen Nähe zur Zellstoff-, Papier- und Verpackungsindustrie die Position des “Global Subsector Leader, Pulp, Paper & Packaging” inne. Entsprechend tief sind seine Einblicke.
“Diese Regularien sind schmerzhaft für die Branche”, sagt Leydolt im Gespräch mit dem STANDARD. Er meint damit das Lieferkettengesetz. “Dass man für Menschenrechte ist und dass man bei dem, was man tut, den Umweltschutz immer mitdenkt, ist unstrittig. Für die europäischen Unternehmen ist das aber ein gravierender Wettbewerbsnachteil, vor allem außerhalb der EU.”
Das Lieferkettengesetz, das im vergangenen Sommer in Kraft getreten ist, verpflichtet Unternehmen, die Einhaltung von Umwelt- und Menschenrechtsstandards entlang ihrer gesamten Lieferkette sicherzustellen. Für die Verpackungsbranche bedeutet das, dass sie nicht nur ihre eigenen Produktionsprozesse, sondern auch die ihrer Zulieferer und Rohstofflieferanten genau überwachen und dokumentieren muss. Und das nicht nur in der EU, sondern überall.
“Wenn ein europäisches Unternehmen beispielsweise in Südamerika Geschäfte machen will, muss es die EU-Auflagen auch dort erfüllen. Ein Unternehmen mit Sitz außerhalb der EU muss das nicht. Das ist vor allem in China und Amerika ein Problem”, sagt Leydolt.
Die Verpackungsbranche, die von Haus aus nah am Kunden sein wolle und sein müsse, reagiere auf ihre Art darauf. Indem sich Unternehmen immer öfter zusammenschließen, dadurch Größe und Gewicht im Einkauf gewinnen und so einerseits dem steigenden Druck an Energie-, Material- und Personalkosten etwas entgegensetzen können, versuchen sie andererseits EU-Regularien so weit wie möglich abzuschütteln. “Innerhalb eines Jahres haben sich drei Riesenkonzerne gebildet, darunter Smurfit Westrock”, sagt Leydolt. “Alle haben eines gemeinsam: Sie haben ihr Headquarter außerhalb der EU.”
Mehr als früher seien in der Verpackungsbranche Agilität, Schnelligkeit und Innovationsgeist gefragt. In den meisten Fällen sei es die Verpackung und weniger der Inhalt, der einen Kunden oder eine Kundin im Supermarktregal zu einem bestimmten Produkt greifen lasse. Wer die Trends verschlafe, habe das Nachsehen. Konzerne wie Nestlé, die zu den Großkunden von Verpackungsunternehmen gehören und über Produktionsstätten rund um den Globus verfügen, verlangten intensivste Betreuung. Damit habe sich auch das Persönlichkeitsprofil geändert, das Beschäftigte im Ein- und Verkauf, aber auch in der Entwicklungsabteilung von Verpackungsunternehmen mitbringen müssten: Allroundwissen, schnelle Auffassungsgabe, Marktverständnis und nicht zuletzt Teamfähigkeit.
Der Trend in der Branche gehe weg von Kunststoff- hin zu Papierverpackungen. Das stelle vor allem Hersteller von flexiblen und rigiden Verpackungen vor größere Herausforderungen, was Kompostierbarkeit und Wiederverwertbarkeit der eingesetzten Materialien betrifft. Auch das hat wiederum mit EU-Regeln und vorgeschriebenen Quoten beim Recycling zu tun, die schrittweise erhöht werden.
Entsprechend wird in der Branche ein immer größerer Fokus auf Recycling gelegt. “Viele Papierunternehmen machen auch Verpackungen, recyceln diese und machen daraus wieder Papier”, sagt Leydolt. “Da die EU diese Kreislaufwirtschaft fördert, sind viele auf diesen Zug aufgesprungen.” Wer aus Papierfasern Papier herstelle, habe einen Nachteil gegenüber jenen, die dafür recyceltes Papier einsetzten.
Seit Corona sei die örtliche Wechselwilligkeit von Führungspersonal im Papier- und Verpackungsbereich gesunken. Ein Charakteristikum dieser Unternehmen ist, dass sie meist weitab von urbanen Zentren produzieren. Einzig wichtiges Kriterium: dass die Verkehrsanbindung gut ist und dass Arbeit sowie Energie möglichst wenig kosten. Nicht wenige Mitarbeiter sind während der Pandemie zu Maschinenherstellern gewechselt, mit der Zusicherung, sie könnten von zu Hause aus arbeiten und müssten sich nicht jeden Tag ins Werk aufmachen. Um konkurrenzfähig zu bleiben, musste sich auch die Papier- und Verpackungsindustrie bewegen. Immer öfter decken nun internationale Teams die Bereiche Investment und Technologie ab.
Lesen Sie den Originalartikel im Der Standard von Günther Strobl.
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